Ab nächster Woche sollen Grossstadtrat Lukas Ottiger (GLP) und sein Team von der Beratungsfirma LoF AG sich um die Entwicklung der Schaffhauser Innenstadt kümmern. Doch schon ehe sich die LoF AG beweisen konnte, wurde lautstark Kritik an der Vergabe des Mandats geäussert. Missglückt sei sie und ein Ausdruck schwerwiegender Interessenskonflikte, hiess es im Grossen Stadtrat Ende März. Und es folgten gleich zwei Vorstösse im Stadtparlament, die diese Kritik erneut unterstreichen. «Sie können das vielleicht nicht nachvollziehen, aber es gibt Leute, die ihr privates Engagement von ihren beruflichen Aufgaben trennen können», sagte Stadtpräsident Peter Neukomm (SP) an der Ratssitzung im März. Und er ergänzte: «Übrigens hatte auch der andere Bewerber politisch verbandelte Leute in seinen Reihen.»
Jetzt ist bekannt, wer dieser Bewerber war: die Dost Architektur GmbH. CEO Dominic Meister ist in der Politik aktiv – er ist Gemeinderat in Flurlingen. Dost Architektur ist nahe am Gewerbe, Mitglied bei Pro City und zählt die Stadt Schaffhausen bereits zu ihrer Kundschaft.
Mit einem neuen Mandat hat es nicht geklappt, ein Team wäre schon bereit gestanden: «Das den City-Manager ergänzende Team wurde sorgfältig zusammengestellt», schreibt Susanne Sugimoto, Medienverantwortliche von Dost, auf Anfrage. Namen nennt sie keine, nur: Das Team hätte Erfahrungen in den Bereichen Kultur, strategische Kommunikation und partizipative Gemeindeentwicklung miteingebracht. Und auch Wissen zur Finanzierbarkeit der Ideen sei laut Sugimoto vorhanden gewesen.
«Alle sollen an einem Tisch ein gemeinsames Bild, eine gemeinsame Stossrichtung entwickeln.»
Susanne Sugimoto, Medienverantwortliche Dost Architektur
Dass Dost sich für das Mandat beworben hat, begründet Sugimoto folgendermassen: «Das Unternehmen und seine Angestellten sind in Schaffhausen und in der Region verankert, und der von uns vorgeschlagene City-Manager ist aufgrund seines bisherigen Engagements wie Stars in Town bestens vernetzt mit allen Akteurinnen und Akteuren der Stadt Schaffhausen.» Auf die Frage, weshalb Dost geeignet gewesen wäre, schreibt Sugimoto, die Firma sei an der Entwicklung und Umsetzungen diverser Begegnungsräume in der Stadt beteiligt gewesen. Man habe beispielsweise während der Coronazeit temporäre Sitzplätze aus Baugerüsten und Holz entwickelt und in der Stadt aufgestellt. Weiter entstand das Familienzentrum im Kirchhofschulhaus oder das Besucherzentrum für Touristen in der Vordergasse.
Auch Pläne für einen Standort hatte Dost Architektur bereits. Beim ehemaligen «Domino» in der Repfergasse «wäre ein idealer und fassbarer Standort für den City-Manager entstanden, gewissermassen das Herz und Büro der neuen Koordinationsstelle Innenstadtentwicklung», schreibt Sugimoto. Die Ideen nützten Dost schliesslich nichts, Peter Neukomm sagte an der Sitzung des Grossen Stadtrats, die Firma LoF sei schlicht viel geeigneter gewesen. Mit welchen Ideen sie sich beworben hat, sei «bis heute nicht bekannt», monierte Grossstadtrat Walter Hotz (SVP) in seiner Kleinen Anfrage und wollte wissen, wie der Stadtrat das Anforderungsprofil und die Aufgabenstellung bei der Ausschreibung konkret formuliert habe.
Die abgeblitzte Konkurrenz erhofft sich derweil, dass alle Akteure der Innenstadt, «von Jung bis Alt, ob Bewohnerinnen, Besucher, Touristen oder Gewerbe», von LoF in die Entwicklung miteinbezogen werden, so Sugimoto. «Alle sollen an einem Tisch ein gemeinsames Bild, eine gemeinsame Stossrichtung entwickeln.» Und es sollen Begegnungszentren entstehen. «Dass auch kleine Läden die Möglichkeit erhalten, sich in der Innenstadt anzusiedeln.»
Quelle: Schaffhauser Nachrichten – Fabienne Jacomet | Dienstag, 25. April, 2023